Software-Engineering ist eine sehr persönliche Angelegenheit

Zweiter Teil des Interviews mit Andreas Kirsch

„Es geht nicht darum, Ressourcen einzukaufen, sondern neue Beziehungen aufzubauen. Wirtschaftlich gesehen funktioniert die ständige Transferleistung im Nearshoring dann am besten, wenn man sich aufeinander einstellt und aktiv kommuniziert. Man hat es nicht mit Kapazitäten zu tun, sondern mit Menschen und ihren Qualitäten und Denkweisen.“, so lautet das erste Fazit von Andreas Kirsch, Vorstand der GUARDUS Solutions AG, beim Interview zum Thema erfolgreiche Entwicklungsstrategien. Erfahren Sie im zweiten Teil, das Geheimnis dezentraler Organisationsstrukturen, die funktionieren. Denn: Wo andere Unternehmen kläglich scheitern, kann das schwäbische Unternehmen mit effizienten Arbeitsabläufen, hohe Qualitätsstandards und langfristiger Mitarbeiterbindung glänzen.

 

Woran scheitern Ihrer Meinung nach die meisten Nearshore-Projekte?

Meiner Erfahrung nach ist die deutsche Erwartungshaltung oft das größte Problem. Viele Firmen haben „klare“ Vorstellungen, welche Leistungen sie erwarten und vergessen dabei, die Lebens- und Arbeitsweise in den jeweiligen Nearshore-Ländern zu berücksichtigen und in die Geschäftsprozesse zu integrieren. Man muss ein nachhaltiges Team, das sich als solches versteht, aufbauen.

 

Was ist also das Geheimnis einer funktionierenden, dezentralen Entwicklungskultur?

Zunächst einmal, dass sie gar nicht dezentral ist. Sie ist nur örtlich dezentral aber das kommt auch in Deutschland durch Arbeiten im Homeoffice vor. Die einzige Hürde, die man erwähnen sollte, ist wie bereits erwähnt die richtige Integration der Geschäftsprozesse und die Sprachbarriere. Diese ist aber relativ leicht zu bewältigen, da die IT-Branche vorwiegend englischsprachig ist. Außerdem haben wir bei GUARDUS ein eigenes Wörterbuch geschaffen – quasi unsere eigene Firmensprache. So stellen wir sicher, dass jeder unter einem Begriff das gleiche versteht und beugen Missverständnissen vor. Meiner Meinung nach ist das auch schon das ganze Geheimnis: Wir haben keinen Dezentralismus sondern wir schaffen Teams, die ortsunabhängig gemeinschaftlich und agil handeln.

 

Sprachbarrieren sind kein Hindernis?

Fachlich gesehen ist die Zusammenarbeit mit unserer rumänischen Tochter völlig unproblematisch: Auch wenn die Fachkonzepte mit dem Kunden noch auf Deutsch besprochen werden, spätestens ab der Programmieranweisung ist der gesamte Prozess in Englisch. Durch unser QMS läuft der Entwicklungsprozess überall mit den gleichen Qualitätskriterien ab. Dank dieser Homogenisierung kann unsere Software überall produziert werden, da alle auf dieselben Grundlagen zurückgreifen.

 

Zum Schluss: Was bedeutet denn agile Softwareentwicklung für GUARDUS?

Für GUARDUS bedeutet Agilität die Symbiose aus stringenter Softwareentwicklung im validierten Umfeld und anwenderbezogene Benutzerfreundlichkeit. Ein großer Prozentsatz des Engineerings wird in einem konkreten Handlungsrahmen definiert und über granulierte Prozesse standortübergreifend umgesetzt. Darüber hinaus erlaubt es unsere Systemarchitektur, in Kombination mit dem GUARDUS MES Designer, agil zu verfahren – sowohl im Finetuning der gesetzten Entwicklungsagenda als auch in Projekt- oder Kundensituationen. Im Hinblick auf Usability wäre die individuelle, kontextsensitive Oberflächenführung ein sprechendes Beispiel.

 

Zusammengefasst ist agile Softwareentwicklung für GUARDUS eine organisatorische Aufgabe, eine gemeinsame Spielregel mit dem Kunden, in Verbindung mit einem Tool, das diese Agilität auch wirtschaftlich ermöglicht.

 

GUARDUS feiert 2017 sein 15-jähriges Jubiläum. In drei Worten zusammengefasst: Worauf gründet der Erfolg?

Eigenverantwortung, Prozessverständnis und Agilität.

 

Vielen Dank für das Gespräch.